Working Out Loud (kurz WOL) ist ein Ansatz, mit dem die Erfolge der eigenen Arbeit sichtbar gemacht werden sollen. Ähnlich wie beim Ausspruch „Tu Gutes und sprich darüber“ geht es darum, Sichtbarkeit zu erreichen. Was es mit der Methode auf sich hat und worin die Vorteile und Nachteile liegen, beschreibt dieser Beitrag.
Definition und Ursprünge von Working Out Loud
Die Working-Out-Loud-Methode basiert auf einem Blogartikel von Bryce Williams aus dem Jahr 2010. Er reduziert die Methode darin auf die einfache Gleichung: Working Out Loud = Observable Work + Narrating Your Work
Übersetzt bedeutet dies, das Working Out Loud die Summe aus der beobachtbaren Arbeit und dem Gespräch über die Arbeit ist.
Im Jahr 2015 entwickelt John Stepper die Ideen von Williams maßgeblich weiter und veröffentlichte Details in seinem Buch “Working Out Loud: For a better career and life“.
Die Methode basiert in ihren Grundsätzen darauf, Wissen zu teilen und dadurch die Zusammenarbeit zu verbessern. Das Ziel ist es, vom Wissen der anderen zu profitieren. Die Ansicht, dass es besser wäre, das eigene Wissen für sich zu behalten und sich damit einen Vorsprung zu sichern, weicht einem neuen Verständnis der Kollaboration. Damit will die Methode Silo-Denken und das Horten von Wissen für eigene Zwecke verhindern.
Die fünf Prinzipien von Working Out Loud
Working Out Loud basiert auf diesen fünf Prinzipien:
Sichtbare Arbeit
Beziehungen
Großzügigkeit
Zielgerichtetes Verhalten
Wachstumsorientiertes Denken
Die Prinzipien können dazu genutzt werden, berufliche und persönliche Aufgaben in einem kollaborativen Rahmen zu bewältigen.
Sichtbare Arbeit
Die Grundlage von Working Out Loud ist, dass es Arbeitsergebnisse oder Ideen gibt, über die es sich zu sprechen lohnt. Denn nur mit guter Arbeit lässt sich ein guter Ruf erarbeiten. Gerade dann, wenn du an komplexen Problemen arbeitest, ist die Methode hilfreich, um deinen Kollegen die Arbeit zu präsentieren. Optimal ist es, wenn du Zusammenhänge sichtbar machst und deine Arbeit in den großen Unternehmenskontext einbettest. WOL ist auch geeignet, um in einem geschützten Rahmen neue Ideen und Ansätze zu diskutieren.
Beziehungen
Working Out Loud funktioniert durch gute Beziehungen der Teilnehmer. Alle Personen der Gruppe profitieren vom geteilten Wissen. Entscheidend ist es dabei, dass sich jeder einbringt. Kollegen, die sonst eher ruhig sind, sollten ihren Platz finden und sind eingeladen, aktiv ihr Wissen zu teilen. Entscheidend ist es, nicht zu bewerten, wer welche Ergebnisse teilt. Wichtig ist, dass sich jeder einbringt und die Gruppe in einem regelmäßigen Austausch steht.
Großzügigkeit
Der WOL-Methode liegt eine Haltung der Großzügigkeit zugrunde. Es geht darum, sein Wissen zu teilen, ohne dafür eine konkrete Gegenleistung zu erwarten. Wenn jeder die anderen am eigenen Wissen teilhaben lässt, verbessert sich die Zusammenarbeit. Die Erfahrung zeigt, dass über die Zeit ein gutes Gleichgewicht in der Gruppe entsteht und jeder profitieren kann.
Zielgerichtetes Verhalten
Die Methode verfolgt das Ziel, dass jeder Teilnehmer neues Wissen und neue Fähigkeiten erwirbt. Ideal ist es, wenn du als Teilnehmer mit einem konkreten Ziel zu den Treffen gehst und den Input nutzt, um dein persönliches Ziel zu erreichen.
Wachstumsorientiertes Denken
„Stillstand ist Rückschritt“, wie es heißt. Und auch beim Working Out Loud geht es um Wachstum. Beim Blick über den eigenen Tellerrand können sich schnell neue Perspektiven eröffnen, mit denen sich auch eigene Probleme besser lösen lassen. Das Verlassen der eigenen Komfortzone und das Beschreiten neuer Wege ist dabei absolut gewünscht.
Der Ablauf: 12 Wochen Working Out Loud
Die Basis für WOL ist der „Circle“. Er besteht aus drei bis fünf Teilnehmern, die sich über zwölf Wochen einmal wöchentlich treffen. Jede WOL-Session dauert eine Stunde, die Treffen können persönlich oder digital stattfinden.
Die zwölf Wochen folgen einer Struktur, und jedes Meeting steht unter einem bestimmten Thema. Zu Beginn beantwortet jeder Teilnehmer Fragen darüber, was er erreichen möchte, wer zu seinem Ziel beitragen kann und was er selbst tun kann, um die Beziehungen in der Gruppe zu stärken. Die zwölf Meetings haben folgende Themen im Fokus:
- Kennenlern-Meeting
- Erste Dinge vortragen
- Weitere Mentoren finden
- Aufmerksamkeit erlangen
- Auf der persönlichen Ebene kommunizieren
- Sichtbar werden
- Ziele formulieren
- Routinen für die eigenen Ziele finden
- Eigenständige Beiträge formulieren
- Systematisches Vorgehen schärfen
- Review und weitere Ziele definieren
- Reflexion und gemeinsames Feiern
infra-struktur schafft Strukturen in deine Abläufe
Mit infra-struktur erstellst du dir einen auf dich zugeschnittenen digitalen Arbeitsplatz zu deinen wichtigsten Themen und Projekte und schafft Strukturen für deinen Überblick.
Die Vorteile von Working Out Loud
Mit WOL lässt sich der Wissenstransfer im Unternehmen verbessern. Zudem kann die Ideenfindung optimiert werden und zur Verbesserung der Zusammenarbeit und der Gruppendynamik beitragen. WOL fördert ein zielstrebiges Vorgehen und eine neugierige und offene Arbeitsweise. In einer geschützten Atmosphäre können die Teilnehmer neue Ideen und Ansätze diskutieren. Das direkte Feedback hilft ungemein, Ideen zu verbessern und die eigenen Ziele schneller zu erreichen. Zudem lassen sich durch WOL langfristige und tragfähige Beziehungen aufbauen, die weit über den zwölfwöchigen WOL-Zirkel bestehen bleiben. Wird WOL innerhalb eines Unternehmens praktiziert, dann ist es ein großer Vorteil, dass sich Know-how in der Firma verbreitet.
Die Nachteile von WOL
Die Arbeitsweise bei Working Out Loud spricht vor allem extrovertierte Personen an, die gerne über sich reden und sich und ihre Arbeit darstellen. Daher ist es wichtig, vor allem den Personen Raum zu geben, die eher introvertiert und schüchtern sind. Noch dazu kann es passieren, dass Beteiligte opportunistisch handeln. Es kann vorkommen, dass manche Teilnehmer versuchen, vor allem Wissen anzuzapfen, ohne etwas von sich preiszugeben. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass sich die Teilnehmer zu lange mit unausgereiften Ideen beschäftigen.