Konstruktiv, destruktiv, motivierend, demotivierend, hilfreich, unnötig – Kritik üben, annehmen und umsetzen ist eine Kunst. Wer kritisiert, muss auf einer sachlichen Ebene bleiben. Wer Kritik empfängt, muss diese sachliche Ebene auch verstehen und nicht auf eine persönliche Ebene projizieren. Wenn es nur immer so einfach wäre…
Also: Kannst Du richtig kritisieren und mit Kritik umgehen? Und was können wir alle voneinander lernen? Ein Überblick.

Die Bedeutung von Kritik

Kritik ist allgegenwärtig, sei es im beruflichen Umfeld, innerhalb der Familie oder im Freundeskreis. Grundsätzlich lässt sie sich in zwei Hauptkategorien einteilen: konstruktive und destruktive Kritik. Konstruktive Kritik zielt darauf ab, positive Veränderungen anzustoßen. Sie weist auf Verbesserungsmöglichkeiten hin und bietet Lösungsansätze. Destruktive Kritik zielt eher darauf ab, zu demotivieren oder zu verletzen, ohne an eine Lösung zu denken. 

Konstruktiv geäußerte und angenommene Kritik kann ein kraftvolles Werkzeug für Dein persönliches Wachstum und Deine (berufliche) Entwicklung sein. Lässt Dich die Kritik vielleicht Schwächen erkennen und gibt Dir die Chance, daran zu arbeiten? Dein Umgang mit Kritik ist schlussendlich auch ein Test für Deine emotionale Intelligenz und Deine Fähigkeit, professionell und reif auf Herausforderungen zu reagieren – auch und vor allem, wenn die Kritik unprofessionell oder verletzend geäußert wird.

Positive und negative Kritik

„Deine Präsentation heute Morgen war wirklich überzeugend. Du hast es geschafft, das Publikum mit Deiner Einleitung zu fesseln, und Deine Begeisterung für das Thema war ansteckend. Für zukünftige Präsentationen könnte es hilfreich sein, etwas mehr Zeit für die Q&A-Session einzuplanen, um noch tiefer auf die Fragen des Publikums eingehen zu können.“

 „Deine Arbeitsergebnisse haben in letzter Zeit nachgelassen. Es scheint, als würdest Du die Dir zugewiesenen Aufgaben nicht mit der gewohnten Sorgfalt bearbeiten. Das hat zu mehreren Fehlern geführt. Du musst Deine Einstellung ändern, sonst sehe ich mich gezwungen, weitere Schritte zu ergreifen.“

Diese beiden Beispiele für positive und für negative Kritik lassen unmittelbar gewisse Stimmungen aufkommen. Motivierend und vorwärtsdenkend – Ärger und Demotivation. Unterschätzte als Führungskraft oder Kollege niemals die Macht von Kritik; sie kann der Beginn von etwas Großartigem sein. Oder die Ouvertüre zu einer womöglich lange anhaltenden Situation, die sowohl Nerven als auch Zeit kostet.

Professioneller Umgang mit Kritik

Der professionelle Umgang mit Kritik ist eine Schlüsselkompetenz, die Dir in allen Lebensbereichen von Nutzen sein kann. Im Kern geht es darum, Feedback so aufzunehmen und zu verarbeiten, dass es zu Deinem persönlichen und beruflichen Wachstum beiträgt.

Zuhören und Verstehen

Höre der kritisierenden Person aktiv zu und versuche, ihren Standpunkt zu verstehen. Dies bedeutet nicht zuletzt, eigene Vorurteile und den sofortigen Wunsch nach Rechtfertigung beiseite zu legen. Konzentriere Dich auf die Inhalte der Kritik.

 

Nachfragen und Klären

Nicht immer ist Kritik auf Anhieb klar und verständlich. Frage nach: „Wie hast Du das genau gemeint?“ „Habe ich das richtig verstanden – Du sagst, dass…?“ Wiederhole, was Du verstanden hast. So gibst Du Deinem Gegenüber die Chance, sich genauer zu erklären. Wie so oft ist eine klare Kommunikation das Zünglein an der Waage für konstruktive Lösungen.

 

Mentale Distanz schaffen

Im professionellen Umgang mit Kritik musst Du in der Lage sein, die Kritik objektiv zu bewerten. Dies bedeutet, die Kritik nicht persönlich zu nehmen, sondern als Feedback zu einer bestimmten Handlung oder einem Verhalten zu sehen. Diese Distanzierung hilft Dir, emotional stabil zu bleiben und sachlich über mögliche Verbesserungen nachzudenken.

 

Kritik als Chance zur Verbesserung sehen

Jede Form von konstruktiver Kritik birgt die Möglichkeit, etwas über Dich selbst zu lernen und an Deinen Fähigkeiten zu feilen. Mehr noch: Es ist eine Gelegenheit, blinde Flecken in der eigenen Wahrnehmung zu entdecken und an diesen zu arbeiten.

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Mit unberechtigter Kritik umgehen

Kannst Du mit Kritik umgehen, wenn sie unberechtigt ist? Zeige die Größe, Dich nicht auf das unsachliche Niveau herabzulassen. Du wirst sehen – oft rechnet Dein Gegenüber nicht mit einer solchen Reaktion und Du nimmst ihm so den Wind aus den Segeln.

Identifizierung und sachliche Zurückweisung

„Das war jetzt aber nix, das hätte ja selbst der Azubi besser gemacht!“ – entweder kommt diese Kritik von Deinem Arbeitskollegen-Buddy, und Du kannst sie dementsprechend richtig einordnen. Oder sie kommt spitzfindig von anderer Stelle und ist weder konstruktiv noch angemessen.

Erkenne, dass die Kritik unberechtigt ist, und kommuniziere dies sachlich: „Ich verstehe, dass Du mit dem Ergebnis nicht zufrieden bist. Ich bin jedoch der Meinung, dass diese Art von Feedback nicht besonders hilfreich ist, um die Situation zu verbessern. Könntest Du mir konkrete Punkte nennen, die aus Deiner Sicht nicht gut gelöst wurden? So können wir gemeinsam überlegen, wie wir es beim nächsten Mal besser machen können. Ich bin offen für konstruktive Kritik und Vorschläge.“

Selbstbewusst den eigenen Standpunkt vertreten

Bleibe selbstbewusst und vertritt Deinen Standpunkt klar und deutlich. Dies zeigt Integrität und Selbstrespekt, ohne dabei respektlos gegenüber dem Kritiker zu sein.

Effektiv und empathisch kritisieren

Mit Kritik umgehen ist die eine Sache – Kritik zu äußern, eine ganz andere. Kannst Du Feedback so geben, dass es angenommen und umgesetzt werden kann?

Vorbereitung und Durchführung eines Kritikgesprächs

Eine gute Vorbereitung ist entscheidend. Überlege Dir im Voraus, was Du sagen möchtest, und wähle einen geeigneten Zeitpunkt und Ort für das Gespräch. Eine ruhige und konstruktive Atmosphäre ist förderlich für ein produktives Gespräch. Jede Kritik, die im Affekt geäußert wird, ist ein potenzieller Kandidat für nachfolgende Entschuldigungen.

Ich-Botschaften und Empathie

Nutze Ich-Botschaften, um Deine Wahrnehmungen auszudrücken, ohne den anderen anzugreifen. Zeige Empathie, indem Du Dich in die Lage des anderen versetzt. So unternimmst Du Schritte für eine offene Kommunikation.

Last but not least: Behalte im Hinterkopf, dass Kritiker nicht immer automatisch recht haben. Oft sind es Subjektivitäten, die zu Kritik führen. Und es kann nicht oft genug gesagt werden: Was lange gärt, wird endlich Wut – offene Kommunikation ist wie so oft der Schlüssel zum Glück.

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