Sicher kennst du das auch: Neue Ideen sind gefragt, du sitzt vor einem weißen Blatt Papier, aber es will sich einfach kein Geistesblitz einstellen. Jeder, der kreativ arbeitet, weiß, dass neue Ideen nicht auf Knopfdruck kommen. Es gibt aber bestimmte Techniken, die dabei helfen, neue Ideen zu finden: die so genannten Kreativtechniken. Eine davon ist die 6-3-5-Methode. Was hinter dem Prinzip steckt und wie eine Handvoll Teilnehmer aus dem Nichts in einer halben Stunde zu vielen neuen Ideen kommen kann, beschreibt dieser Beitrag.

Die 6-3-5-Methode im Detail

Die 6-3-5-Methode oder das 6-3-5-Prinzip wurde im Jahr 1968 vom Marketing-Berater Bernd Rohrbach im Zuge der Innovationsforschung entwickelt. Sie gehört zur Technik des Brainwriting. Der Name ist bei der Technik gleichzeitig Programm, denn du brauchst:

– 6 Personen

– 3 Ideen

– 5 Durchgänge

Die Zahlen können auch etwas großzügiger ausgelegt werden. Geeignet ist die Methode für Gruppen von drei bis sechs Personen. Die Dauer der Übung kann je nach Anzahl der Teilnehmer und Komplexität des Problems zwischen 20 und 60 Minuten betragen.

Der Ablauf der 6-3-5-Methode

Für die Methode brauchst du Papier, Stifte, eine Stoppuhr und ein Whiteboard oder eine Pinnwand. Dann geht es darum, sich einem Problem zu widmen. Die leeren Blätter werden in drei Spalten und sechs Zeilen unterteilt

Schritt 1:
Wenn die Problemstellung klar ist, schreibt jeder Teilnehmer drei Ideen zur Lösungsfindung in die erste Zeile seines Blattes. Diese drei Ideen sollen möglichst unterschiedlich sein und auf verschiedene Aspekte des Problems abzielen. Stichpunkte reichen, es sind keine ausformulierten Sätze nötig. Wichtig ist, dass kein Teilnehmer seinen Namen auf das Blatt schreibt. Anonym funktioniert die Methode besser, da nicht voreilig geurteilt wird.

Schritt 2:
Nun werden die Blätter an den nächsten Teilnehmer weitergereicht. Dieser ergänzt in der zweiten Spalte die Lösung seines Vorgängers durch seine eigenen Ideen oder erweitert die Idee.

Schritt 3:
Anschließend wird das Blatt an den nächsten Teilnehmer weitergereicht, der seine Ideen in der dritten Spalte ergänzt.

Wenn das Blatt wieder beim Urheber der ersten drei Ideen angekommen ist, ist die Methode beendet. Die Blätter werden nun an das Whiteboard gepinnt und von den Beteiligten durchgesehen. Je nach Art des Problems gibt es einen Folge-Workshop, in dem die Ideen weiter ausgearbeitet werden. Oder sie werden einem Gremium zur Entscheidung über das weitere Vorgehen vorgelegt.

Pro Runde empfiehlt Rohrbach 5 Minuten. In der Regel reicht diese Zeit aus, um seine Idee grob zu skizzieren bzw. die Ideen der anderen zu ergänzen.

Im Optimalfall entstehen durch dieses Vorgehen in einer halben Stunde bis zu 108 Ideen, und am Ende hält man sechs Blätter mit 18 verschiedenen Vorschlägen in der Hand. Natürlich werden sich einzelne Ideen ähneln. Doch durch die unterschiedlichen Perspektiven gibt es viele verschiedene Ansätze, um das Problem nun anzugehen.

Brainwriting - Kreavitätstechnik

Anwendungsfälle für die 6-3-5-Methode

Die 6-3-5-Methode wird gerne für Problemstellungen angewandt, die erstmalig in einem Unternehmen auftreten. Das kann etwa in der Beratung das Problem eines Kunden aus einer neuen Branche oder die Reaktion auf sich verändernde Marktbedingungen sein. Es kann auch um das betriebliche Sommerfest gehen oder die Antwort auf eine kreative Ausschreibung sein.

Wichtig ist, dass alle Teilnehmer das Problem verstanden haben, damit die Lösungen von Beginn an das richtige Problem bearbeiten und in die richtige Richtung gehen.

Einige wichtige Hinweise, damit das Prinzip optimal funktioniert

Das Prinzip ist eine Brainstorming-Methode. Dabei geht es nicht in erster Linie um die Qualität der Ideen, sondern um die Quantität. Die Teilnehmer sollen ermutigt werden, das aufzuschreiben, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Das dürfen auch gerne unrealistische oder absurde Ideen sein. Während des Schreibvorgangs sollen die Ideen nicht bewertet werden. Schließlich kann es passieren bzw. ist es sogar das Ziel dieser Methode, dass sich aus einer vielleicht anfangs absurd wirkenden Idee später genau die richtige Lösung entwickelt. Das ist die Stärke dieser Methode.

Wichtig ist es, dass sich die Teilnehmer an die Vorgaben halten: eine Idee pro Spalte, nicht mehr und nicht weniger. Hat ein Teilnehmer noch eine zusätzliche Idee, dann kann er sie in der nächsten Runde oder im abschließenden Gespräch einbringen.

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Die Vorteile der Methode

Die 6-3-5-Methode ist einfach und günstig in der Anwendung. Sie benötigt kaum Vorbereitung und nur Material, das in jedem Büro vorhanden ist. Die Teilnehmer können parallel an der Ideenfindung arbeiten, und es gibt keinen Leerlauf. Vielmehr entstehen wenige Ideen innerhalb von kurzer Zeit. Während der 30 Minuten werden die Ideen nicht zerredet. Das ist ein großer Vorteil für Menschen, die vielleicht Angst vor dem Feedback der anderen haben oder generell introvertiert sind und nicht gerne vor Gruppen sprechen. Wenn es gilt, die Ideen auf Papier zu bringen, kann sich keiner in den Vordergrund drängen und das Meeting dominieren. Bei der späteren Auswertung kann ein Moderator hilfreich sein, damit jeder Teilnehmer Gehör findet.

Die Nachteile der 6-3-5-Methode

Ein gutes Ergebnis ist bei dieser Methode nicht garantiert. Sie kann zwar helfen, kreativ zu denken, aber Kreativität gibt es eben nicht auf Knopfdruck. Für manche Teilnehmer mag das starre Setting die Kreativität hemmen. Die vorgegebene Zeit ist möglicherweise nicht für alle Teilnehmer optimal. Für schnelle Denker sind 5 Minuten viel zu lang, und sie werden unruhig. Andere Teilnehmer benötigen von Haus aus mehr Zeit, um etwas zu Papier zu bringen. Es kann bei dieser Methode zu Redundanzen kommen, da alle Teilnehmer die gleichen Ideen haben. Eine Garantie für viele verschiedenen Ideen gibt es nicht.

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