Die gute Nachricht ist: Lampenfieber ist nicht mit wirklichem Fieber verbunden. Ursprünglich stammt der Ausdruck aus der darstellenden Kunst; Theaterschauspieler vor einem Auftritt in den Scheinwerferlampen kennen den fiebrig-nervösen Zustand nur zu gut. Jeder, der schon einmal mit nassgeschwitzten Händen und rasendem Puls eine Präsentation oder einen Vortrag begonnen hat, weiß: Lampenfieber zu überwinden, ist kein Kinderspiel. Alles Wissenswerte rund um dieses so aufregende Thema gibt es hier.
Lampenfieber: Was passiert im Körper?
Die Evolution hat viele Wunderwerke hervorgebracht. Den Kampf-oder-Flucht-Modus abzuschalten, war nicht dabei. Verantwortlich ist ein Nervengeflecht im Körper, das sich „Sympathikus“ nennt. Erkennen die Sinnesorgane „Gefahr“, tritt er in Aktion und versetzt Dich in Alarmbereitschaft, um vor heranstürmenden Mammuts und Säbelzahntigern zu flüchten. Die Zwickmühle ist nun aber, dass die „Gefahr“ heutzutage eher aus Vorträgen vor vielen Menschen, Prüfungen, Theaterauftritten oder Ähnlichem besteht. Die Stresshormone werden also umsonst produziert und verursachen unnötigen Ärger bei demjenigen, der die Aufgabe hat, das Lampenfieber zu überwinden.
Der Gegenspieler des Sympathikus, der für „Fight-or-Flight“ verantwortlich ist, ist der Parasympathikus, ein weiteres Nervengeflecht. Dieser reguliert „Rest-and-Digest“, ist also für Ruhe und Entspannung zuständig. Du ahnst es bereits: Das Mittel gegen Lampenfieber ist die Aktivierung des Parasympathikus. Wie Du das machst, dazu gleich mehr.
Vor Aufregung schweißgebadet: Symptome von Lampenfieber
Bevor Du erfährst, was Du gegen Lampenfieber tun kannst, musst Du es erst einmal erkennen, wenn es auftritt. Typische Symptome sind (visualisiere den heranstürmenden Säbelzahntiger!):
- Angststarre
- Schweißausbrüche
- Nervosität
- trockener Mund
- Herzrasen
- Unfähigkeit, klare Gedanken zu fassen
Die Unfähigkeit, einen klaren Gedanken fassen zu können, resultiert aus einer entwicklungsgeschichtlichen Kausalkette: Der Körper konzentriert sich mit voller Leistung auf sein Überleben; die Reflexe übernehmen, das logische Denken wird außer Kraft gesetzt.
Gut zu wissen
Lampenfieber ist nicht gleich Lampenfieber, es treten nicht zwingend alle Symptome auf einmal auf. Leichtes Lampenfieber kann sich in einem trockenen Mund oder einem flauen Gefühl in der Magengegend äußern. Tritt leichtes Lampenfieber ein, sollte der Weg zur nächsten Toilette nicht weit sein – Aufregung schlägt aufs Verdauungssystem.
Schweres Lampenfieber dagegen ist ein Zustand, der äußerst anstrengend sein kann. Ein unangenehmer Druck auf der Brust, Übelkeit, Herzrasen oder tropfnasse Achseln sind Symptome, die sich nicht so einfach ignorieren lassen. Die gute Nachricht ist aber, dass sich Lampenfieber mit etwas Übung gut in den Griff bekommen lässt.
Zudem ist etwas Lampenfieber gar nicht schlecht. Du bist zumindest voll fokussiert, wach und darfst Dich über geschärfte Sinne freuen.
Präsentation und Co. souverän meistern: Gib Lampenfieber keine Chance!
Was wäre, wenn Du ein paar Techniken in der Hinterhand hättest, um den negativen Spirit des Lampenfiebers in positive und motivierende Vibes zu verwandeln? Diese Techniken sind allesamt nicht schwierig umzusetzen. Wende sie an, bevor Dich das Lampenfieber übermannt – und Deine Vorträge, Präsentationen oder künstlerischen Interpretationen werden Dein Publikum mitreißen:
Akzeptiere Dein Lampenfieber
Erstmal tief durchatmen. Lampenfieber ist völlig normal und betrifft fast jeden. Es zeigt, dass Dir der Moment wichtig ist. Nutze diese Energie positiv.
Vorbereitung ist alles
Kenne Deinen Stoff. Je besser Du vorbereitet bist, desto sicherer fühlst Du Dich. Übe Deinen Vortrag, Deine Präsentation, Deinen Rollentext, bis Du das Gefühl hast, alles im Schlaf abrufen zu können.
Atemtechniken nutzen
Atemübungen können Wunder wirken. Versuche, vor Deinem Auftritt bewusst tief ein- und auszuatmen. Das beruhigt und hilft, den Puls zu senken.
Positiv denken
Visualisiere Deinen Erfolg. Stell Dir vor, wie gut Du Deinen Part meisterst. Positive Gedanken bauen Selbstvertrauen auf und mindern die Angst.
Mach Dich mit der Situation vertraut
Versuche, den Raum vorher zu besichtigen und Dich mit der Technik vertraut zu machen. Das nimmt Dir die Angst vor dem Unbekannten.
Fehler sind okay
Niemand ist perfekt. Kleine Fehler sind menschlich und machen Dich sympathisch. Wichtig ist, dass Du authentisch bleibst, nicht komplett den Faden verlierst und Deine Botschaft klar rüberbringst.
Nutze die Nervosität
Versuche, die Energie Deines Lampenfiebers für Dich zu nutzen. Ein gewisses Maß an Nervosität hält Dich wach und fokussiert.
Feedback einholen
Nach dem Auftritt kann konstruktives Feedback sehr hilfreich sein. Es zeigt Dir, was schon gut läuft und wo Du Dich noch verbessern kannst.
Übung macht den Meister
Je öfter Du in ähnlichen Situationen bist, desto leichter wird es. Nutze jede Gelegenheit, um zu üben und Deine Fähigkeiten zu verbessern.
Lampenfieber mit Medikamenten behandeln – ist das eine gute Idee?
Wie eingangs erwähnt: Lampenfieber ist keine Erkrankung, Medikamente sind also nicht medizinisch notwendig. Ob und welche Medikamente Du einnimmst, liegt daher in Deinem persönlichen Ermessen. Vom Baldriantee über Lavendelspray bis hin zu Betablockern steht Dir eine große Bandbreite an Medikamenten zur Auswahl.
Ja, Du hast richtig gelesen: Betablocker. Diese dienen eigentlich der Regulation von Herzerkrankungen und können eine beruhigende Wirkung haben. Allerdings können sie gravierende Nebenwirkungen und – bei regelmäßiger Einnahme – möglicherweise eine Abhängigkeit mit sich bringen.
Nutze also besser die Techniken und Tricks, die Du eben kennengelernt hast. Sollte Dich das Lampenfieber immer mit voller Wucht erwischen, kannst Du Dich präventiv um ein medikamentöses Backup kümmern. Hol Dir aber dafür unbedingt ärztlichen Rat ein.
Hausmittel gegen Lampenfieber
Anstelle von Betablockern und Co. nutze eher altbewährte Hausmittel, um Dein Lampenfieber in die Schranken zu weisen. Pfefferminze, Lavendel oder Kamille haben beruhigende Wirkungen, ob als Tee oder als Duftspray. Warme Getränke beruhigen zusätzlich den Magen. Vermeide vor einem Auftritt schwere Mahlzeiten und stimulierende Substanzen wie Koffein. Techniken wie Akupressur, Massagen und Hypnose werden nicht nur von professionellen Rednern, Schauspielern und Musikern genutzt.
Probiere aus, was Dir guttut – und dann viel Spaß und Erfolg bei Deinem nächsten Mal auf der Bühne, auf dem Podium oder am Mikrofon!