Informelles Lernen ist das Gegenteil von formellem oder institutionellem Lernen, also der Wissensvermittlung in Institutionen wie der Schule, einer Universität, während der Ausbildung oder in einer Weiterbildungseinrichtung. Beim informellen Lernen geht es um Vorgänge wie Training on the Job und das Lernen aus Eigeninitiative.

Veränderte Rahmenbedingungen erfordern eine neue Art des Lernens

Beide Arten des Lernens haben ihre Daseinsberechtigung. Doch gerade das informelle Lernen oder das Learning oder Training on the Job wird seit Jahren immer wichtiger. Man geht davon aus, dass bei Erwachsenen etwa 80 Prozent des Lernens auf informelle Art stattfinden.

Dass dieses ständige Lernen so wichtig ist, liegt daran, dass sich die Rahmenbedingungen heute viel schneller verändern als noch vor zehn oder 20 Jahren. Es ist heute wichtiger denn je, immer am Ball zu bleiben und neue Dinge zu lernen. Das gilt vor allem für Branchen mit einer rasanten Entwicklung wie der IT und der Software-Entwicklung und alle Bereiche, die sich mit künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigen. Gerade bei KI kann eine Information, die vor einem halben Jahr publiziert wurde, heute bereits veraltet und redundant sein. Erfahre in diesen Beitrag, was es mit dem informellen Lernen auf sich hat, wie du davon profitieren kannst und welche Vor- und Nachteile sich daraus ergeben.

Definition des informellen Lernens

Um informelles Lernen geht es immer dann, wenn der Lerninhalt nicht an einen strukturierten und vorgegeben Lehrplan gekoppelt und nicht an feste räumliche oder zeitliche Vorgaben gebunden ist. Es geht um Lernen im praktischen Kontext. Das umfasst Lernen durch das praktische Ausprobieren (Learning by Doing, Training on the Job), Lernen am Modell, also durch Beobachtung, sowie Lernen durch Feedback und Reflexion. Für das informelle Lernen gibt es kein Zeugnis oder Zertifikat, sondern lediglich den persönlichen Zuwachs an Wissen.

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Welche Fertigkeiten können durch informelles Lernen erworben werden?

Im Prinzip lässt sich heute alles informell lernen, und die Möglichkeiten sind so vielfältig wie nie. Informelles Lernen umfasst etwa das Gespräch mit einem Kollegen aus einer anderen Abteilung, der etwas von seinem Wissen teilt. Das Lesen eines Artikels in einer Zeitschrift kann informelles Lernen sein, ebenso wie das Ansehen eines Video-Tutorials. Wenn du eine Anleitung oder ein Buch liest, lernst du informell. Auch der Besuch einer Messe oder eines Workshops zählt dazu.

Die 70-20-10-Regel und die Sache mit den Seminaren

Wenn es darum geht, das Wissen der Mitarbeiter zu fördern und neue Dinge zu lehren, sollten Personalverantwortliche nach der 70-20-10-Regel agieren. Aus Studien weiß man, dass Mitarbeiter zu 70 Prozent aus eigenen Erfahrungen lernen, die sie am Arbeitsplatz machen. 20 Prozent werden durch Interaktionen mit Kollegen gelernt und nur etwa 10 Prozent durch formelle Schulungen. Diese Werte zeigen, wie wichtig das informelle Lernen ist und wie gering der Beitrag von institutionellen Formen im Arbeitsalltag sein kann. Angesichts dessen stellt sich die Frage, ob klassische Seminare am Arbeitsplatz noch eine Bedeutung haben.

Die 70-20-10-Regel und die Sache mit den Seminaren

Wenn sich Seminare an eine klare Zielgruppe mit einem definierten Schulungsbedarf richten, haben Seminare weiterhin ihre Bedeutung. Oft gibt es bei Seminaren jedoch das Problem, dass die Weiterbildung im Gießkannenprinzip erfolgt und das Gelernte vom Mitarbeiter gar nicht direkt angewendet werden kann. Da Seminare mit hohen Kosten verbunden sind, sollten Personalverantwortliche immer die Kosten und den Nutzen im Blick haben. Zum Einstieg in ein neues Themengebiet eignen sich Seminare oder Schulungen immer gut.

Die Vorteile des informellen Lernens

Der größte Vorteil von informellem Lernen ist die Nähe zur Praxis. Schließlich lernen Mitarbeiter dabei genau das, was sie für ihre Tätigkeit brauchen. Es geht nicht um abstrakte Konzepte oder abgehobene Theorien, sondern darum, was für einen erfolgreichen Arbeitsalltag benötigt wird. Im Vertrieb lernt man zum Beispiel am besten, wenn man einem erfolgreichen Vertriebler über die Schulter schaut und sich ein paar Techniken abschaut oder Erfolgsfaktoren identifiziert. Im Handwerk lernt der Lehrling am besten, wenn er sich vom Meister mit dessen Erfahrung zeigen lässt, wie man ein bestimmtes Werkstück bearbeitet. Fakt ist: Man lernt dann am besten, wenn man das Gelernte direkt anwenden und konkrete Probleme lösen kann. Fehlt der Bezug zur täglichen Arbeit, dann wird das Gelernte oft schnell wieder vergessen.

Informelles Lernen ist kostenlos. Wenn Wissen innerhalb des Unternehmens weitergegeben wird, sind keine Trainer und teure Hotelübernachtungen zu bezahlen, und die Mitarbeiter fallen nicht tagelang aus. Denn die Einheiten sind in der Regel kurz und knackig und ergeben sich von selbst in der täglichen Arbeit.

Die Nachteile des informellen Lernens

Ein großer Nachteil ist, dass es bei der informellen Art des Lernens keine Zeugnisse oder Nachweise gibt. Wenn du zum Beispiel einen Arbeitgeberwechsel anstrebst, kannst du das, was du in deiner jetzigen Position informell gelernt hast, nicht nachweisen, sondern nur anhand von Beispielen belegen. Informelles Lernen steht unter keiner Kontrolle, wie sie in Schulen oder Universitäten der Fall ist. Die Qualität des Wissens wird nicht geprüft. Dabei kann es auch sein, dass falsche Informationen weitergegeben werden oder sich in einem Unternehmen suboptimale Vorgehensweisen etablieren.

Um informell zu lernen, braucht es Eigeninitiative. Manche Menschen lernen nur, wenn sie müssen, und es fällt ihnen schwer, aus eigenem Antrieb zu lernen. Oder sie trauen sich nicht, Kollegen zu fragen. Hier können Unternehmen aktiv werden, um eine Kultur der Offenheit zu schaffen und Mitarbeiter über das Konzept des informellen Lernens aufzuklären und es zu fördern. Beispiele dafür sind Brown-Bag-Sessions, also informelle Treffen zur Mittagszeit, in denen ein bestimmtes Thema näher beleuchtet wird.

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