Du möchtest dich beruflich weiterbilden, eine neue Sprache lernen oder ein Fernstudium aufnehmen? Möglicherweise musst du dich aber auch im Job mit neuen Methoden und Systemen befassen? Hierbei kann einem ganz schön der Kopf rauchen. Es ist nicht nur eine Empfindungssache, sondern wissenschaftlich* längst bewiesen: Je älter wir sind, umso schwerer fällt uns das Lernen. Während Kinder und junge Erwachsene sich mühelos neues Wissen einprägen, müssen sich berufstätige Erwachsene mitunter ziemlich anstrengen.
Das bedeutet jedoch keineswegs, dass es unmöglich ist, als Erwachsener erfolgreich zu lernen! Wir möchten dir nachfolgend die sechs bestbewährten Lernmethoden vorstellen, mit denen du dir effektiv neues Wissen für deinen Beruf und Alltag aneignen kannst.
Lernmethode 1: Feynman Methode
Das Prinzip der Feynman Methode ist simpel und daher auch für berufstätige Erwachsene bestens geeignet. Statt den Lernstoff nur auswendig zu lernen, geht es bei dieser Lernmethode darum, dass du die Inhalte wirklich verstehst. Dies macht einen erheblichen Unterschied. Die Feynman Methode setzt sich aus vier Schritten zusammen:
1. Verschaffe dir einen Überblick über den Lernstoff. Dies gelingt am besten, indem du eine Hauptüberschrift wählst und verschiedene Unterpunkte notierst. Auch eine Mindmap kann für Erwachsene ein wertvolles Hilfsmittel sein.
2. Erkläre das Thema einer fachfremden Person mit deinen eigenen Worten. Verzichte auf Fachbegriffe und komplizierte Formulierungen. Im Idealfall sollte ein Kind deinen Ausführungen problemlos folgen können.
3. Notiere dir die Stellen, an denen du ins Stocken gerätst. Diese Wissenslücken kannst du anschließend mit Wissen auffüllen, indem du in Büchern oder im Internet recherchierst.
4. Sobald du deine Notizen ergänzt hast, hältst du erneut einen freien Vortrag ab. Sollten sich noch immer Wissenslücken zeigen, ergänzt du diese so lange, bis du nicht mehr ins Stocken gerätst.
Lernmethode 2: Active Recall

Die Lernmethode Active Recall – aktives Erinnern – ist eine der bewährtesten Methoden für berufstätige Erwachsene, um effektiv zu lernen. Ob im Rahmen einer Weiterbildung oder im Beruf: Das aktive Erinnern ist immer dann die Methode der Wahl, wenn du dir schnell und nachhaltig neues Wissen einprägen möchtest. Hierzu ist es notwendig, dass du deine Notizen beiseitelegst und die zu erlernenden Inhalte frei aus dem Gedächtnis wiedergibst. Da du dich hierbei wesentlich mehr anstrengen musst, als wenn du nur Notizen machen würdest, ist der Lernerfolg umso größer.
Lernmethode 3: Spaced Repetition
Nachhaltig lernen und weniger vergessen: Dies verspricht die Spaced Repetition Lernmethode. Spaced Repetition bedeutet übersetzt „verteilte Wiederholung“. Bei dieser Methode geht es also darum, dass du den Lernstoff in festgelegten zeitlichen Intervallen, deren Abstände immer größer werden, wiederholst.
Die Spaced Repetition Lernmethode basiert auf den Erkenntnissen des deutschen Psychologen Hermann Ebbinghaus, der Anfang des 19. Jahrhunderts mithilfe von Selbstversuchen die These einer Vergessenskurve untermauerte. Demnach erinnern wir uns bereits 20 Minuten nach dem Lernen lediglich an 60 % des Inhalts, nach einem Tag nur noch an 34 %. Im Langzeitgedächtnis werden nur 15 % des Gelernten abgespeichert.
Spaced Repetition wird häufig durch das Lernen mit Karteikarten umgesetzt. Dies ist keineswegs nur eine Methode für Schüler, sondern ist auch für Erwachsene im Beruf bestens geeignet. Zunächst notierst du dir die wichtigsten Fakten auf Karteikarten, wobei bereits ein erster Lerneffekt eintritt. In einem ersten Durchgang legst du die Karten, die du nicht richtig beantworten konntest, beiseite. Wiederhole das Prozedere, bis du keine Fehler mehr machst. Dann nimmst du dir die Karteikarten alle paar Tage erneut zur Hand und gehst sie durch. Lasse dabei die Abstände immer länger werden.
Lernmethode 4: Die SQ3R Methode
Die SQ3R Lernmethode ist für berufstätige Erwachsene bestens geeignet, um sich neues Wissen nachhaltig und effektiv einzuprägen. Die Abkürzung SQ3R steht hierbei für Folgendes:
-
Survey
-
Question
-
Read
-
Recite
-
Review
Die Methode des Lesens in fünf Phasen funktioniert wie folgt: Im ersten Schritt überfliegst du einen Text und verschaffst dir somit einen groben Überblick (Survey). Anschließend formulierst du schriftlich konkrete textbezogene Fragen (Questions): Worum geht es? Wie hängen die Themen zusammen?
Erst im dritten Schritt liest du den Text gründlich und in Ruhe durch (Read). Behalte hierbei deine vorformulierten Fragen im Hinterkopf. Im vierten Schritt gibst du den Text in deinen eigenen Worten wieder (Recite). Gehe hierbei abschnittsweise vor. Zum Schluss setzt du das neu erlernte Wissen in einen größeren Kontext (Review): Auf welchem Wissen bauen die Inhalte auf? Welcher Zusammenhang ergibt sich für dich im Beruf und Alltag?
Lernmethode 5: Auditives Lernen im Job

Du bist einfach nicht der visuelle Lerntyp? Mindmaps und Co. erinnern dich doch ein wenig zu sehr an deine Schulzeit? Dann könnte das auditive Lernen eine effektive Strategie für dich sein, die du im Beruf bestens nutzen kannst. Dir auditiv Wissen anzueignen bedeutet, dass du dir deine Lerninhalte aufnimmst und sie immer wieder anhörst. Nahezu alle Handys verfügen heutzutage über eine Diktierfunktion. Selbstverständlich kannst du auch ein klassisches Diktiergerät oder eine App nutzen.
Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass du den Lernstoff genau so ausführlich und in exakt dem Tempo verinnerlichen kannst, wie es dir am leichtesten fällt. Weiterhin gestaltet sich das auditive Lernen flexibel, was im Job von großem Vorteil ist. Mit Kopfhörern kannst du jederzeit und überall lernen, sei es während der Bahnfahrt auf dem Weg zur Arbeit, beim Einkaufen oder während der Mittagspause im Büro. Selbst wenn deine Aufmerksamkeit nicht voll und ganz der Aufnahme gilt, speichert dein Unterbewusstsein die Inhalte dennoch ab.
Du darfst übrigens ruhig kreativ werden: Statt den Inhalt monoton vorzulesen, kannst du den Lernstoff wahlweise singen, reimen oder als Gedicht verpacken. Was zunächst skurril klingt, sorgt dafür, dass du dir den Lernstoff besonders gut einprägst.
Lernmethode 6: Die Loci Methode
Die Loci Lernmethode war bereits im alten Griechenland bekannt. Sie basiert auf der Idee, Wissen mit Orten und Objekten zu verknüpfen. Du baust dir sozusagen eine Lernroute. Im ersten Schritt musst du dir eine markante Route aussuchen, die mit potenziellen Lernobjekten gespickt ist. Nehmen wir beispielsweise den Weg vom Büro zur Kaffeeküche. Jedes Objekt, das dir auf dem Weg begegnet (z. B. die Türklinke, die Zimmerpflanze, der Kühlschrank etc.), verknüpfst du mit einer bestimmten Information. Läufst du nun in Gedanken diesen Weg ab, erinnerst du dich an alle Fakten, die dort abgelegt sind. Diese Lernmethode ist besonders geeignet, wenn du dir Fakten in einer bestimmten Reihenfolge einprägen möchtest.
*Studie: Li-Hung Chang (Brown University, Providence) et al., Current Biology, 16.11.2014: „Age-Related Declines of Stability in Visual Perceptual Learning“