Jeder von uns kennt stressige Phasen auf der Arbeit. Es gibt diese Projekte, bei denen immer wieder neue Anforderungen hinzukommen und die To-do-Liste endlos wird. Das kann auf Dauer zu Stress und Überforderung bis hin in den Burnout führen. Doch es gibt auch das Gegenteil. Nämlich, wenn die Arbeit kontinuierlich mit Unterforderung und Langeweile verbunden ist. In diesem Fall spricht man vom Boreout. Was es damit genau auf sich hat und welche Folgen eine chronische Unterforderung haben kann, liest du in diesem Beitrag.

Begriffsdefinition: Was ist ein Boreout?

Boreout ist abgeleitet vom englischen Wort „bore“. To bore bedeutet sich langweilen. Und genau darum geht es beim Boreout. Mitarbeiter sind auf der Arbeit Unterforderung und permanenter Langeweile ausgesetzt. Während es zeitweise sehr angenehm sein kann, wenn es auf der Arbeit zwischendurch ruhige Phasen gibt, ist die chronische Unterforderung gefährlich. Denn ein Boreout kann zahlreiche negative Konsequenzen nach sich ziehen. Obwohl der Boreout das komplette Gegenteil des Burnouts ist, können die Folgen ähnlich sein. Denn beide Phänomene können psychisch und physisch krank machen und sich auf verschiedenen Ebenen manifestieren. In jedem Fall ist ein Boreout ernst zu nehmen.

Gibt es Studien zum Thema Boreout?

Inzwischen beschäftigen sich immer mehr Wissenschaftler mit dem Boreout und untersuchen das Phänomen der chronischen Unterforderung bei der Arbeit. So gab der internationale Personaldienstleister Avantgarde Experts eine Studie mit über 1.000 Arbeitnehmern in Auftrag. Dabei wurde das Maß der Unterforderung bei vielen Arbeitnehmern deutlich. Rund ein Viertel der Befragten gab bei der Umfrage an, dass sie ihr eigenes Potenzial in ihrer Arbeit nicht ausschöpfen können. Weitere 13 Prozent gaben an, dass sie für ihr Unternehmen mehr leisten könnten, als es derzeit gefordert ist. Drei Prozent gaben an, dass sie ein permanentes Gefühl der Unterforderung haben und sich auf der Arbeit ständig langweilen. Addiert man diese Gruppen, ergibt sich eine Summe von 41 Prozent. 41 Prozent der Arbeitnehmer könnten (und möchten) auf der Arbeit mehr leisten. Das ist ein enormes Potenzial, das den Unternehmen verlorengeht. Hier gilt es, genau hinzuschauen und eine Unterforderung auf lange Sicht zu vermeiden.

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Die Ursachen für einen Boreout

Gründe für einen Boreout gibt es verschiedene. Manchmal sitzt ein Arbeitnehmer schlicht auf der falschen Stelle und ist für seinen Tätigkeitsbereich überqualifiziert. Das bedeutet, dass er die anfallenden Aufgaben in kürzester Zeit erledigen kann. Den Rest der Zeit langweilt er sich und erkennt nicht, wo er sein Potenzial sinnvoll einsetzen kann.

Daneben gibt es das Phänomen des „Straining“. Der Begriff kommt ebenfalls aus dem Englischen. To strain bedeutet belasten oder anstrengen. Straining ist eine besondere Form des Mobbings, die vom Arbeitgeber ausgeht. Dabei entzieht ein Arbeitgeber einem Arbeitnehmer bewusst Aufgaben. Somit hat der Arbeitnehmer nichts zu tun. Er kann sich nicht beweisen und muss den Arbeitstag im wahrsten Sinne des Wortes absitzen. Das kann fatale Folgen haben. Nicht selten lassen sich Mitarbeiter dann krankschreiben und denken über einen Jobwechsel nach. Dann hat der Arbeitgeber erreicht, was er wollte: Er ist einen ungeliebten Angestellten losgeworden, den er aus Gründen des Kündigungsschutzes sonst nicht hätte kündigen können. Glücklicherweise ist Straining ein Phänomen, von dem nicht oft berichtet wird. Wer es jedoch einmal erlebt hat, weiß, wie schlimm es sich anfühlen kann, von seinem Arbeitgeber systematisch aus dem Unternehmen gemobbt zu werden. Daher wird unter Wissenschaftlern der Ruf nach klaren gesetzlichen Regelungen in Bezug auf Straining lauter.

Langeweile im Job

Wie äußert sich ein Boreout?

In der Anfangsphase des Boreouts versuchen Betroffene meist noch, ihren Arbeitstag gut zu strukturieren. Sie lassen sich für die anstehenden Aufgaben besonders viel Zeit und ziehen sie scheinbar endlos in die Länge. Manche Mitarbeiter machen sogar Überstunden, um beschäftigt zu wirken. Doch diese Strategie lässt sich in der Regel nicht über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten. Deshalb dauert es nicht lange, bis das Interesse am Job schwindet. Die Motivation, morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen, sinkt immer weiter. Denn wofür sollte man den langen Arbeitsweg in Kauf nehmen, wenn man ohnehin nur herumsitzt?

In dieser Phase kommen oft erste Gedanken an einen Jobwechsel auf. Doch einerseits fühlen sich Betroffene gestresst und andererseits gelähmt.

In der Folge zeigen sich bei den Betroffenen oft weitere Beschwerden. Dazu gehören Antriebslosigkeit, Probleme mit dem nächtlichen Schlaf, Gereiztheit, übermäßiges Grübeln bis hin zur Orientierungslosigkeit. Neben diesen Symptomen auf der psychischen Ebene können sich Probleme auch auf der körperlichen Ebene zeigen. Dazu gehören Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Verspannungen, aber auch Müdigkeit und eine erhöhte Infektanfälligkeit.

Wege aus dem Boreout

Wer erkannt hat, dass er sich in einem Boreout befindet, kann den ersten Schritt zur Besserung unternehmen. Denn es bringt nichts, das Problem zu ignorieren. Schließlich beeinträchtigt die Erschöpfung oder Ziellosigkeit die Lebensqualität. Ein erster wichtiger Schritt ist, das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen. Gerade, wenn du als Arbeitnehmer auf der Arbeit einfach unterfordert bist, ergeben sich bestimmt Chancen für eine neue Stelle oder einen erweiterten Aufgabenbereich. Im Grunde ist jeder Arbeitgeber froh, wenn ein Mitarbeiter von sich aus sagt, dass er weitere Aufgaben übernehmen kann. Manchmal ist dazu auch eine Umschulung oder Weiterbildung nötig. Findet sich im Unternehmen keine neue Perspektive, ist ein Jobwechsel der nächste logische Schritt.

Ist der Boreout stark fortgeschritten und handelt es sich um starke Symptome, kann auch eine begleitende Psychotherapie angezeigt sein. Die Therapie kann dem Betroffenen helfen, Wege aus seiner aktuellen Krise zu finden und neue Perspektiven aufzuzeigen. Es soll darum gehen, die eigenen Ziele und Interessen herauszuarbeiten.

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