Ein Team von Mitarbeitern zu führen, ist eine hoch komplexe Angelegenheit, die man nicht mal eben im Vorbeigehen regeln kann. Es braucht viel mehr Einsatz und Zeit, als man vielleicht denken würde. Dabei ist es nicht immer einfach für Vorgesetzte, den richtigen Umgang mit den Mitarbeitern zu finden, da jeder andere Ansprüche an den Job hat und jeder Charakter anders ist. Der Schlüssel ist eine permanente Kommunikation, die auch dann nicht abreißt, wenn es stürmisch auf See wird. Wichtig ist es, einen guten „Draht“ zu jedem einzelnen zu haben und diesen auch konsequent zu pflegen und weiter zu entwickeln. Das Prinzip des Servant Leadership kehrt die Rollen um. Aus dem Chef wird quasi ein Mitarbeiter auf Augenhöhe. Ein Management, das Führung versprechen soll und sich auf die gleiche Stufe der Mitarbeiter stellt. Kann das wirklich gut gehen?
Was steckt hinter dem Begriff „Servant Leadership“?
Mit Servant Leaedership ist gemeint, dass Vorgesetzte aus dem Management aktiv im Tagesgeschäft mitarbeiten und sich auf eine Stufe mit den Angestellten stellen. Sie sind dabei näher am Mitarbeiter und erfahren so auch mehr über sie, was wiederum für ein engeres Miteinander sorgt. Die Verantwortlichkeit und Verantwortung steigen und erzeugen positive Effekte bei allen Beteiligten.
Kompetenzen und Kernaufgaben eines Servant Leader
Oft werden Chefs in der Führung von Mitarbeitern nicht als solche angesehen, weil ihnen die Kompetenzen abgesprochen werden. In der Regel hat dann jeder Chef verloren, wenn sein Team nicht hinter ihm steht. Ein Fußball-Trainer hat auch keine Chance, wenn seine Mannschaft nicht an ihn und seine Konzepte glaubt. Ein Chef muss sich also echten Respekt verschaffen, indem er nicht nur halbwegs kompetent wirkt, sondern es auch ist. Dafür sollte er mehr können und wissen als alle anderen. In der Regel ist dies aber gar nicht der Fall. Manchmal sind die Mitarbeiter sogar kompetenter als der Vorgesetzte.
Das Prinzip des Servant Leadership dreht dieses klassische Rollenmuster der Management Führung um – Führen als Dienst am Mitarbeiter sozusagen. Es geht also darum, näher an seinem Team dran zu sein, sich mit eigenen Konzepten zurückzuhalten und aktiv nach Ideen aus dem Team heraus zu fragen. Sich also fast so zu verhalten, als wäre man noch in der Ausbildung und möchte möglichst alles über das jeweilige Projekt erfahren. Auch wo mögliche Probleme gesehen werden und wie sie vielleicht schnell und effizient gelöst werden könnten.
Das hat für den Chef den Vorteil, Verantwortung abgeben zu können. Mehrere Schultern können diese besser tragen, mehrere Augen sehen mehr als nur zwei, und mehrere Mitarbeiter bieten viele Lösungen an. Sie entlasten die Führung quasi, da man ihnen einfach mehr zutraut. Das stärkt das Selbstbewusstsein eines jeden Einzelnen und das gesamte Team bekommt dadurch einen ganz neuen Blick auf seinen Chef. Allerdings muss dieses Team das so auch wollen, sonst könnten sie es als „schwache“ Führung interpretieren.
Es gibt natürlich immer Kollegen, die gerne angesagt bekommen möchten, wie sie was zu tun haben, anstatt selbst zu denken und dann in Eigenregie danach zu handeln. Wenn das Management seinen Mitarbeitern mehr Freiheiten und mehr Verantwortung lässt, führt das im besten Fall dazu, dass jeder einzelne aus dem Team extrem motiviert ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Sie haben dabei ein bisschen das Gefühl, selbst eine Art Co-Chef zu sein oder zu werden.

Servant Leadership vs. klassische Führung
Für beide Stilarten der Führung gibt es Vor- und Nachteile. Man kann nicht pauschal sagen, welche Führungsart besser oder schlechter ist. Es kommt auf das Team an. Man muss sehen, welche Menschen da sind und welche Art von Leadership sie für ihre Arbeit brauchen. Auch die Arbeitsbedingungen sind nie optimal für alle und sollten durch regen Austausch ständig verbessert werden. Ein guter Chef muss das sehen, erkennen und dementsprechend handeln. Schätzt er sein Team falsch ein, kann er sie entweder unter- oder überfordern. Beides wäre fatal für jedes Unternehmen. Vom Betriebsklima mal ganz zu schweigen.
Was bringt Servant Leadership?
Nehmen wir mal an, der Manager wendet das Servant Leadership Prinzip nicht an und stellt direkt klar, dass nur er weiß wo es lang geht und dass nur er das auch bestimmt. Solange er gute und solide Ergebnisse liefert, stellt es kein Problem dar. Läuft aber etwas schief oder nicht so wie vorab angekündigt, hat dieser Vorgesetzte ein großes Problem. Er steht dann ganz alleine da.
Würde er sich von Anfang an in den Dienst seiner Mitarbeiter bzw. auf ihre Stufe stellen, hätte er bei Ungereimtheiten loyale Mitarbeiter um sich, die für ihn auch noch im stärksten Sturm hart am Wind segeln und versuchen, Lösungen für das Problem zu kreieren. Sie würden dann gemeinsam als Team agieren, in dem die Mitarbeiter einzig allein der Sache dienen. Es kann viel bringen mit den richtigen Mitarbeitern, die dazu passen und auch bereit sind, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Dann wird der Chef zum Helfer und darf seinen Mitarbeitern dazu dienen, sich selbst (noch mehr) zu entfalten.
… wenn Vorgesetzte aus dem Management dienen …
Wenn ein Vorgesetzter aus dem gehobenen Management anfängt, die Rollen zu vertauschen und sich quasi unter das Team mogelt, verlässt er ganz bewusst die Ebene im gehobenen Management. Dabei muss er äußerst geschickt und sensibel vorgehen und sich beim „Dienen“ auch nicht zu klein machen. Dabei kann es sehr hilfreich sein, wenn der Vorgesetzte schon vorher ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Mitarbeitern hatte.
Fazit
Mit etwas psychologischem Geschick in der Führung kann das Prinzip Servant Leadership für Vorgesetzte und seine Angestellten eine echte „Zugewinngemeinschaft“ sein oder werden. Hierzu müssen ein paar Spielregeln beachtet und eine angemessene Kommunikation und Wertschätzung auf Augenhöhe stattfinden. Dann kann diese neue Art der Führung sowohl das Team als auch das Management bereichern!