Du kennst das Problem: Die Webseite braucht länger als üblich, um zu laden; der Login ins Firmennetzwerk hakt; der Kopiervorgang dauert ewig und die Anwendung rechnet sich ’nen Wolf. Überhaupt scheint der ganze Computer gerade im Schneckentempo zu laufen.

Als Cloudservice-Hoster und Systemhaus wissen wir, dass dafür nicht immer die Technik für langsame Geschwindigkeit verantwortlich sein muss. Manchmal scheint der Computer nur langsam zu sein, obwohl er das objektiv betrachtet nicht ist. Weil das viel häufiger vorkommt, als die meisten Leute glauben, gibt es für dieses Phänomen den nicht ganz ernst gemeinten Begriff Schwuppdizität.

Schwuppdi … was?

Wenn eine afrikanische Schwalbe mit einer Geschwindigkeit von 37,5 Schwuppdiwupp fliegt, ist sie dann schneller als eine europäische Schwalbe mit 28,4 Affenzahn? Ok, das war eine Fangfrage, die höchstens König Arthur aus Monty Pythons „Ritter der Kokosnuss“ beantworten könnte. Wir werden uns mit weniger genauen Definitionen dieser Geschwindigkeitsangaben zufriedengeben müssen.

Bekanntermaßen sind weder Schwuppdiwupp noch Affenzahn Maßeinheiten, sondern nur umgangssprachliche Begriffe für „schnell“. Dem entsprechend ist Schwuppdizität keine technische Eigenschaft und entspricht keiner messbaren Geschwindigkeit. Der Begriff geht auf Carsten Meyer [*] zurück, einem Redakteur des Technikmagazins „c’t“. Er meinte damit die subjektiv wahrgenommene Geschwindigkeit von Computern und Programmen. Diese stimmt oft nicht mit der tatsächlichen Performance von Hardware und Software überein.

Von lahmen Gurken und gestressten Hirnen

Es ist früh morgens. Für die Kinder musst du noch schnell eine Hausarbeit ausdrucken, eine Excel-Tabelle ins Firmennetz hochladen oder den neuesten Beitrag für deinen Blog einstellen. Klar! Ausgerechnet jetzt muss dir die Technik in die Quere kommen! Wieder einmal schlurft die alte Rechengurke dösig vor sich hin, der Server deines Webhosters humpelt am Krückstock und das Firmennetzwerk kommt auch nicht in die Gänge.

Zeitdruck und Stress verursachen Änderungen in unserem Gehirn. Beispielsweise bewirkt das Stresshormon Noradrenalin eine eingeengte Wahrnehmung, bei der das aktuelle Problem in den Vordergrund rückt und alles andere beiseitegeschoben wird. Wir starren ungeduldig auf den Fortschrittsbalken und nehmen nur noch wahr, wie langsam dieser vorwärts kriecht.

Die Psychologie hinter der Schwuppdizität

Auch wenn Schwuppdizität kein echtes Fachwort ist, steckt mehr als nur Nerd-Humor dahinter. Im Bereich Design von Webseiten, Apps und Benutzerschnittstellen gibt es den Begriff „perceived performance“ („wahrgenommene Geschwindigkeit“), der im Wesentlichen das gleiche bedeutet. Dabei gibt es interessante psychologische Effekte.
Ein Beispiel:

Zwei Webseiten werden gleichzeitig aufgerufen und benötigen gleich lang, um vollständig geladen zu sein. Webseite A baut den Inhalt im Hintergrund auf und zeigt dem Benutzer während dessen nur ein leeres Browserfenster an. Webseite B zeigt sofort die einfach dazustellenden Elemente wie Überschriften und Textblöcke an und füllt die verbleibenden Bereiche anschließend mit Bildern und anderen Inhalten.

Obwohl beide Seiten genau gleich schnell laden, würden die meisten Menschen Stein und Bein schwören, dass Seite B mehr Schwuppdizität hat – also schneller lädt. Das gilt auch, wenn Seite B eine Ladeanzeige wie eine drehende Sanduhr oder einen flüssig aktualisierenden Fortschrittsbalken darstellt.

Wichtig ist also nicht, wie schnell ein Programm bereit ist, sondern wie schnell es dem Benutzer irgendeine Rückmeldung liefert. Was für eine Rückmeldung das genau ist, ist nebensächlich, wichtig ist nur, dass der User merkt, dass das Programm etwas tut.

Es gibt aber auch noch weitere Effekte: Wenn wir Hardware und Software als veraltet wahrnehmen, scheinen sie oft langsamer zu sein, als sie tatsächlich sind und der günstige Webhoster „muss“ ja langsam sein. Manchmal stehen auch Erwartungen an die falsche Komponente im Vordergrund. Jetzt hast du dir schon einen neuen, schnellen Rechner gekauft und die Webseiten laden immer noch nicht zügig. Selbst der zackigste Computer kann keine langsame Internetverbindung ausgleichen.

Objektive Performance vs. subjektive Schwuppdizität

Spätestens nach dem letzten Abschnitt wird mancher Leser aufgebracht protestieren. Um das klarzustellen: Nein, wir geben nicht den Usern die Schuld oder behaupten, dass schlechte Performance nur Einbildung sei. Natürlich gibt es auch technische Probleme für eine niedrige Geschwindigkeit der Soft- und Hardware – sogar sehr viele. Um nur einige Gründe für schlechte Schwuppdizität zu nennen:

  • Systemdienste und andere Hintergrundprogramme lasten den Prozessor aus.

  • Fragmentierte Festplatten verlangsamen das Laden und Speichern von Dateien.

  • Ein überhitzter Prozessor regelt seine Taktgeschwindigkeit herunter.

  • Das Mobilfunknetz ist überlastet.

  • Die Technik bei Internetprovidern, Firmennetzen oder Webhostern ist gestört.

  • … und viele weitere.

Es ist nur so, dass sich die Performance von Hardware und Software ohne richtige Messung der Geschwindigkeit kaum feststellen lässt.

Mehr Schwuppdizität – Was kannst du selbst tun?

Ganz gleich, ob es die Technik oder ein psychischer Effekt ist, Ungeduld macht alles nur noch schlimmer. Frage dich zunächst, ob die Geschwindigkeit so schlecht ist, dass du bereits wärst, Geld für neue Hardware, besseres Hosting oder ähnliches auszugeben, um die Performance zu verbessern. In vielen Fällen zeigt sich dadurch schon, dass die Schwuppdizität doch hinnehmbar ist.

Ansonsten kannst du Folgendes probieren, um wieder mehr Schwuppdizität zu erreichen, respektive festzustellen, wo das Problem liegt:

  • Internetverbindung trennen und neu aufbauen.

  • Andere Webseiten laden und schauen, ob die ebenfalls langsam sind.

  • Anwendung oder den ganzen Computer neu starten.

  • Webseite mit einem anderen Browser öffnen und die Geschwindigkeit vergleichen.

  • Hektisch ratternde Festplatten und laute Lüfter deuten auf Auslastungen durch Hintergrundprogramme oder andere Anwendungen hin.

  • Wenn möglich etwas warten. Manchmal kränkelt die Performance nur vorübergehend und bessert sich nach ein paar Minuten, Stunden oder Tagen von selbst.

Falls du trotz alldem zu dem Schluss kommst, dass es der Technik des Anbieters an Schwuppdizität mangelt, kannst und solltest du dich natürlich an unseren technischen Support wenden. Beschreibe dabei möglichst präzise, welches Problem du wahrnimmst. Mit ungenauen Angaben wie „Ich weiß nicht, irgendwie ist die Webseite gerade langsam“, können selbst unsere Techniker nicht viel anfangen. Statt mit gefühlten Umständen zu argumentieren, könntest du beispielsweise mit einer Stoppuhr arbeiten. Wenn du Vergleichswerte nennen kannst, hat der Techniker gleich eine Zahl, mit der er arbeiten kann. Zum Beispiel: „Mein Rechner fährt sonst immer in 10 Sekunden hoch. Gestern und heute brauchte er ganze 2 Minuten.“ oder „Die Warenwirtschaft meiner Kollegin braucht 30 Sekunden zum Starten. Bei mir dauert das seit dem letzten Update 3,5 Minuten.“

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Fazit

Ok, Schwuppdizität ist kein wissenschaftlich gesicherter Fachbegriff. Aber es ist ebenso wenig eine Ausrede fauler Techniker, die den Kunden simpel abspeisen wollen. Die Gründe für eine langsame Geschwindigkeit von Computern und Software sind vielfältig und oft schwer zu erkennen. Manchmal ist die Technik schuld an mieser Performance, oft ist es aber auch ein Effekt unserer menschlichen Wahrnehmung.

Wenn die Kiste das nächste Mal nicht so schwuppt, wie sie soll, denke an den faszinierenden Effekt der Schwuppdizität. Überprüfe, wo das Problem liegen mag, versuche verschiedene Lösungsansätze und wenn das alles nicht hilft, ist unser Support selbstverständlich immer für dich da.

*Quelle: Computer-Magazin c’t (Heise Verlag, Ausgabe 8/2008, Seite 100)

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