Es ist ein offenes Geheimnis: Bewusstes Dummstellen zielt oft auf sofortige Gewinne ab, ist aber langfristig doch eher schädlich. Ein Kollege stellt in Meetings regelmäßig Fragen, deren Antworten eigentlich offensichtlich sind, um Zeit zu gewinnen oder Verantwortung zu umgehen? Das ist die perfekte Vorgehensweise, um Vertrauen und Authentizität zu verspielen. Kurzfristige Vorteile stehen in keinem Verhältnis zu den langfristigen Nachteilen für zwischenmenschliche Beziehungen wie vertrauensvolle Zusammenarbeit oder ein respektvolles Miteinander.

Dumm stellen oder Dinge absichtlich falsch machen

Zwei Aspekte sollten in diesem Kontext aber voneinander unterschieden werden: sich dumm stellen und Dinge absichtlich falsch machen. Während das eine auf eine Strategie oder eine Charaktereigenschaft zurückzuführen sein kann, ist das andere schlicht fahrlässig. Das Manipulieren von Zahlen zur Beschönigung von Bilanzen oder zur Vertuschung von Fehlern kann sowohl in großen als auch in kleinen Betrieben fatal sein. Und es macht alles nur noch schlimmer, als es eh schon ist.

Eine große Bedeutung kommt außerdem dem Umgang mit einem Fehler zu. Gute Unternehmen – ob groß, klein oder KMU – kennzeichnet nicht zuletzt eine hervorragende Fehlerkultur. Zunächst ist es nicht die Frage, wer an einem Fehler schuld ist, sondern wie er gemeinsam korrigiert werden kann. Werden Fehler verurteilt, dann sorgt das vor allem dafür, dass sie vertuscht werden.

Dumm stellen sinnvoll eingesetzt

Ein ganzheitlicher Blick auf die Dinge kann aber nie schaden. Sich erstmal dumm zu stellen oder die Technik auf der Meta-Ebene anzuwenden, kann, wohl dosiert eingesetzt, zeit- und nervensparend sein. Dies sind einige Beispiele:

Du begegnest einem anspruchsvollen Kunden

Wenn du mit einem Kunden zu tun hast, der für seine kritische Haltung bekannt ist, könnte es verlockend sein, sich auf die negativen Erwartungen einzulassen. Ein alternativer Ansatz, bei dem du so tust, als wärst du gänzlich unbeeinflusst von seinem Ruf, erlaubt es dir, deine beste Leistung zu erbringen. Übergeh das Vorurteil und handle so, als wäre dir der schwierige Ruf unbekannt.

 

Du stößt auf Widerstand in Diskussionen

Manchmal werden in Meetings Ideen präsentiert, die dir nicht sinnvoll erscheinen. Statt mit direkter Kritik zu kontern, was beruflich meist nicht förderlich ist, probiere es mit vermeintlich naiven Rückfragen wie dieser: „Das erscheint mir neu. Könntest du mir den Mehrwert davon darlegen?“ Dies kann dazu führen, dass auch andere Teilnehmende die Idee kritischer betrachten.

 

Du willst dich von negativen Bürogesprächen fernhalten

Das Mitmachen bei Büroklatsch kann deinem Ruf schaden. Eine effektive Taktik, um dich davon zu distanzieren, ist es, dich unwissend zu zeigen. Ein Satz wie: „Nein, das habe ich nicht mitbekommen“, und ein Themenwechsel zeigen deutlich, dass du kein Interesse an solchen Unterhaltungen hast, und bewahrt dich davor, in lästige Gerüchte verstrickt zu werden.

 

Du siehst Raum für Verbesserungen

Wenn dir auffällt, dass bestimmte Unternehmensprozesse nicht optimal laufen, kann es zielführender sein, dich zunächst als nicht informiert darzustellen, statt gleich Verbesserungen anzubringen. Indem du gezielt nachfragst, kannst du auf diskrete Weise Anregungen für Verbesserungen geben, ohne als besserwisserisch dazustehen.

Ehrlichkeit währt doch am längsten

Das bewusste Dummstellen mag in bestimmten Momenten als einfache Lösung erscheinen, um unmittelbaren Herausforderungen oder Verantwortungen aus dem Weg zu gehen. Doch die langfristigen Konsequenzen für persönliche Integrität, berufliche Entwicklung und zwischenmenschliche Beziehungen wiegen schwer. Als Motivation für Integrität und Ehrlichkeit findest du hier ein paar Argumente, die für offenes und ehrliches Miteinander sprechen:

  • Ehrlichkeit fördert das Vertrauen von Kollegen, Vorgesetzten und Kunden, was essenziell für dauerhafte berufliche Beziehungen ist.
  • Offenheit für neue Lernmöglichkeiten und Herausforderungen unterstützt die persönliche und berufliche Entwicklung.
  • Authentizität stärkt die Dynamik im Team und fördert eine Kultur der Unterstützung und des gemeinsamen Erfolgs.
  • Direkte und offene Kommunikation ist effektiver bei der Lösung von Problemen und Konflikten.
  • Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und anderen bewahrt die eigene Integrität und fördert Selbstrespekt.

Kurze Kommunikationswege dank infra-struktur

Vereine alle Teile der Unternehmenskommunikation in ein System und fördere damit eine offene und effektive Kommunikation deines Teams.

Wann kann Dummstellen sinnvoll sein?

Dann und wann kann Dummstellen auch ein cleverer Zug sein. Die folgenden Situationen sind allerdings mit einem Augenzwinkern zu verstehen:

  • Die Kaffeemaschinen-Krise:
    Du stehst vor der hochmodernen Kaffeemaschine, die mehr Knöpfe hat als das Cockpit eines Raumschiffs. Statt dich durch das Handbuch zu wühlen, fragst du lieber nach Hilfe. Und vielleicht gewinnst du einen neuen Kaffee-Kumpel, wenn du dabei mit deinem Gegenüber ins Gespräch kommst.
  • Der Drucker-Dschungel:
    Der Drucker hat wieder einmal einen Papierstau, und du stehst davor wie Indiana Jones vor einem uralten Tempelrätsel. Ruf um Hilfe! So schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe: Du musst das Dilemma nicht selbst lösen und gibst gleichzeitig jemandem das gute Gefühl, geholfen zu haben.
  • Der Software-Schlamassel:
    Eine neue Software wurde über Nacht installiert, und du bist dir sicher, dass sie in einer Sprache programmiert wurde, die nur wenige Menschen auf der Welt verstehen. Und du bist keiner von ihnen. Das ist eine großartige Möglichkeit, nicht nur die Software, sondern auch die Geduld der IT-Abteilung auf die Probe zu stellen.
  • Die Meeting-Mysterien:
    Während eines Meetings wirft jemand mit Fachjargon um sich, und du fühlst dich wie bei einer Vorlesung über Quantenphysik. Eine zaghafte Frage à la: „Könnte das jemand für mich übersetzen?“, kann nicht nur für einen Lacher sorgen, sondern auch dafür, dass alle wieder auf dem Boden der Tatsachen landen.
  • Die E-Mail-Enigma:
    Du erhältst eine E-Mail, die so kryptisch ist, dass du überlegst, ob sie eigentlich für den MI6 bestimmt war. Bevor du den Codeknacker anwirfst, stell eine klärende Rückfrage. So signalisierst du nicht nur echtes Interesse, sondern erhältst auch die Informationen, die du brauchst.
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