In den letzten Jahren häufen sich Schlagzeilen wie „Der Fortschritt macht uns arbeitslos“. In diesen Artikeln geht eine Panik umher, dass Fortschritt, insbesondere Künstliche Intelligenz bald unseren Wirtschaftsmarkt revolutioniert und viele Berufe entbehrlich macht. Möglicherweise hast du dich auch schon gefragt, ob dein Beruf oder dein Unternehmen in Zukunft Bestand haben wird. Generell ist Angst kein guter Antrieb, um leistungsfähig einen Job ausführen oder ein Unternehmen zu leiten. Hier erfährst du was disruptive Technologie ist und warum du keine Angst vor ihr haben solltest.
Was ist Disruption?
Disruption bezeichnet eine ökonomische Entwicklung, mit der ein bestehendes Geschäftsmodell oder sogar ein gesamter Markt durch eine dominante Innovation abgelöst wird. Der Begriff leitet sich von dem englischen Verb „to disrupt“ („zerstören“ oder „unterbrechen“) ab. In der heutigen Zeit wird Disruption oftmals mit dem Umbruch der Digitalwirtschaft in Verbindung gebracht. Digitale Erneuerungen lösen zunehmend traditionelle Technologien, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle oder Produkte ab und revolutionieren Arbeitsweisen. In der Start-up-Community ist die Bezeichnung „Disruption“ sehr beliebt, weil sie für ein innovatives Denken steht, das die Welt verändert.
In der Regel sind disruptive Technologien am Anfang noch nicht erfolgreich, weil sie noch perfektioniert werden müssen und die Verbraucher das Produkt erst verstehen und annehmen müssen. Sobald sich die Innovation aber etabliert, prägt sie den Markt nachhaltig.
Das Smartphone als Inbegriff der Disruption
Für konservative Menschen, die gerne am Status quo festhalten, kann Disruption als rein zerstörerisch wahrgenommen werden, weil mit ihr häufig alt vertraute Geschäftsmodelle ersetzt werden. Eine Technologie, die disruptiv ist, muss aber nicht immer einen Markt komplett zerstören, sondern kann ihn auch von Grund auf verändern und erweitern. Ein sehr prägendes Beispiel hierfür ist das Smartphone. Es hat unseren Alltag radikal verändert. Mit unserem Smartphone telefonieren wir nicht nur, sondern wir hören Musik, wir planen unsere Woche mithilfe digitaler Kalender, wir navigieren uns zum nächsten Termin mit Landkarten, wir lesen darauf Zeitung und machen Bilder von unserem Urlaub. Damit hat das Smartphone einfache Tastenhandys, MP3-Player, Papierkalender, Landkarten, Printmedien und Digitalkameras weitestgehend, aber eben auch nicht vollständig, verdrängt.
Mancher Papierkalender wird aus nostalgischen Gründen oder zur besser Übersicht weitergeführt. Einige Landkarten sind weiter in Autos verstaut, weil der Empfang mal weg oder der Akku leer sein könnte. Auch die Papierzeitung wird manchmal gern gelesen, um auch mal digital detox zu betreiben. Nach wie vor setzen professionelle Fotografen auf Spiegelreflexkameras.
Die Lizenzmarke Nokia als Beispiel wie disruptiv eine Innovation wirken kann
Nokia reagierte mit der Einführung des Iphones im Jahr 2007 zu spät auf den damit verbundenen Aufstieg des Smartphones als Inbegriff der Disruption im 21. Jahrhundert. Für den bis zum Jahr 2011 weltgrößten Mobiltelefonhersteller bedeutete das den radikalen Abstieg in dieser Branche und schließlich den Verkauf der Handysparte. Anschließend konzentrierte sich Nokia zunächst auf das Netzwerkgeschäft und Kartendienste. Im Jahr 2016 kehrte die Lizenzmarke Nokia unter der HMD Global ins Handygeschäft zurück. Erst kürzlich im Jahr 2022 hat die HMD Global den lukrativen Auftrag erhalten für die Deutsche Bahn 12.000 Nokia-Smartphones und 15.000-Tablets bereitzustellen. Damit ist Nokia ein sehr gutes Beispiel wie ein Geschäftsmodell durch eine disruptive Technologie zunächst zerstört, dann aber erfolgreich neu aufgestellt werden kann.
Bild: megaflopp – Adobe Stock
Warum löst Disruption Sorge und Euphorie zugleich aus?
Selbstverständlich möchte jedes Unternehmen gerne eine Innovation wie das Iphone auf den Markt bringen, was die Welt nachhaltig verändert. Aber Disruption sorgt nicht nur für Euphorie, sondern teilweise auch für Angst. Denn es ist nicht immer leicht Kunden von einem neuen Produkt zu überzeugen. Frei nach dem Motto: „Bislang bin ich ohne dieses Produkt schließlich auch ausgekommen“.
Die Fotografie ist hierfür ein gutes Beispiel. Für die Hersteller Canon und Nikon war es zunächst nicht lukrativ in den Markt der Digitalkamera zu investieren. Ihr Kundenstamm der professionellen Fotografen legte großen Wert auf eine hohe Qualität, beste Bildauflösung, die mit den günstigen, leicht händelbaren Digitalkameras nicht zu erreichen war. Ihre Zielgruppe waren vielmehr die Hobbyfotografen, die ihre Bilder auf Instagram und anderen Webseiten teilen. Ein Kundenstamm, den es noch nicht gab, sondern der erst noch von dem Produkt überzeugt werden musste. Für Firmen bedeutet das, sie müssen erst einmal Geld investieren und dann hoffen, dass Ihre Innovation erfolgreich – vielleicht sogar disruptiv ist.
Was macht eine Technologie disruptiv und wann ist sie „nur“ innovativ?
Innovationen sind Erfindungen und Ideen aus unterschiedlichen Branchen, die erstmal eine Erneuerung oder Verbesserung bringen sollen. Das bedeutet, bereits bestehende Produkte oder Dienstleistungen werden weiterentwickelt. Von Disruption spricht man erst dann, wenn Produkte, Märkte oder Unternehmen teilweise oder gänzlich ersetzt werden. Die Tragweite der Umstrukturierung ist damit eine andere. Ob ein Produkt eine normale Innovation oder gar eine Disruption darstellt, hat daher nichts mit der Produktqualität zu tun.
Fazit
Warum Disruption keine Angst auslösen muss
Fakt ist, dass künstliche Intelligenz unsere Arbeitswelt nachhaltig verändern wird. Wie disruptiv sich KI auf die unterschiedlichen Branchen auswirkt, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass keine KI alle Branchen ersetzen wird. Möglicherweise werden Roboter bald in der Pflege hilfreiche Arbeitsschritte übernehmen; sie können aber keine emotionale, einfühlsame Unterstützung sein. E-books sind zwar praktische Verkaufsschlager, sie werden eine Leseratte aber dennoch nicht davon abhalten, in einem Buchladen, den Geruch frisch gedruckter Buchstaben zu genießen. Es gibt immer gewisse Produkte und Dienstleistungen, die unersetzbar bleiben. Für alle Unternehmer gilt am Ende: Informiert euch über Innovationen und bleibt offen, dann werdet ihr auch nicht den Anschluss verpassen! Und falls doch, dann bleibt die Marke Nokia hoffentlich ein tröstlicher Reminder. Denn ihr habt sowohl die Möglichkeit euch auf eine andere Sparte zu konzentrieren als auch verspätet nochmal Anlauf zu nehmen!