„Agiles Arbeiten” ist in aller Munde, und oft wird einfach mit dem Kopf genickt und vollumfängliches Wissen über agile Methoden, ihre Dynamik und ihr Wesen antizipiert – oder vorgetäuscht. Wirkliches Wissen ist aber nicht immer tatsächlich auch vorhanden. Dabei ist es im Grunde genommen ganz einfach: Agiles Arbeiten nimmt sämtliche klassischen Prozesse in Büros, produzierenden Unternehmen oder Dienstleistungssektoren auseinander. Warum sollte sich jedes Unternehmen zumindest einmal mit den gängigen Methoden der agilen Arbeit beschäftigen? Antworten darauf gibt es hier.
Was bedeutet agiles Arbeiten?
Agiles Arbeiten ist keine Methode an sich, sondern ein Rahmen, in dem verschiedene Methoden zum Erreichen eines Ziels eingesetzt werden. Agilität geht Hand in Hand mit Flexibilität, selbstorganisierten Teams, Entscheidungsfreiheit und Eigenverantwortung, Transparenz, regelmäßiger Reflexion zu einzelnen Projektabschnitten und Anpassungsfähigkeit auch an kurzfristige Gegebenheiten und Änderungen.
Das agile Arbeiten hört sich vielleicht erst einmal ungewohnt, anders und vielleicht auch anstrengend an. Fakt ist aber, dass gut aufeinander eingespielte Teams durch diese Vorgehensweise zu einem Ziel kommen, das aufgrund seiner Flexibilität auf dem Weg dorthin nur selten seine Vorgaben verfehlt.
Klassische vs. agile Methoden
Ein kurzer Faktencheck arbeitet die Unterschiede von klassischen und agilen Methoden deutlich heraus. Dazu soll gesagt sein: Klassisches Projektmanagement hat absolut seine Daseinsberechtigung. Der Blick hinter die Kulissen der agilen Methoden bietet aber eine Alternative, die mehr und mehr Verbreitung findet und zeitgemäß mit den Anforderungen der aktuellen Marktgegebenheiten interagiert (zum Beispiel zum Stichwort Kundeneinbindung).
Das klassische Projektmanagement unterliegt einer umfangreichen Planung und hierarchischen Strukturen, ist phasenorientiert und kommt nicht ohne feste Zeitpläne und Budgets aus. Last but not least erfolgt die Qualitätssicherung des Ergebnisses erst am Ende des Projektes – was durchaus zu bösen Überraschungen führen kann.
Agile Methoden gehen dagegen iterativ vor, sprich: Feedbackschleifen werden regelmäßig in kurzen Abständen wiederholt, um ein Produkt so zu formen, dass es den Bedürfnissen der Zielgruppe entspricht. Entscheidend hier sind die Personenkreise, die für das Feedback herangezogen werden; dazu gehören nämlich sämtliche Stakeholder, die das Projekt begleiten. Vom Kunden über den Investor bis hin zum Entwicklungsteam werden alle gehört.
Ein wichtiges Stichwort ist das Risikomanagement. Agile Methoden minimieren Risiken durch frühe und regelmäßige Auslieferungen und Anpassungen, klassische Methoden tun dies durch umfangreiche Planung und Kontrolle.
Scrum, Kanban, Lean: agile Methoden
Scrum, Kanban, Lean? Dies sind drei der bekanntesten agilen Arbeitsmethoden bzw. Frameworks. Sie unterscheiden sich in Details, in Ihrer Zielsetzung sind sie sich aber in weiten Teilen ähnlich.
- Alle drei Methoden legen großen Wert auf den Prozess der kontinuierlichen Verbesserung, um Effizienz und Produktivität zu steigern.
- Der Fokus liegt darauf, einen Wert für den Kunden zu schaffen. Dies geschieht durch regelmäßiges Feedback und Anpassungen basierend auf Kundenbedürfnissen.
- Kanban ist bekannt für seine Visualisierungstechniken, aber auch Scrum und Lean nutzen Boards oder andere Tools, um den Fortschritt und den Fluss der Arbeit sichtbar zu machen.
- Aufgaben werden nach ihrer Wichtigkeit für das Endprodukt und den Kundenwert priorisiert.
- In allen agilen Arbeitsmethoden werden kurze Zyklen praktiziert, um flexibel auf Feedback oder andere notwendige Anpassungen zu reagieren.
Agiles Arbeiten: Vorteile und Nachteile
Vorteile des Agilen Arbeitens |
Nachteile des Agilen Arbeitens |
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit | Planungsunsicherheit |
Schnelle Reaktion auf Veränderungen | Schwierigkeiten bei der langfristigen Planung |
Möglichkeit zur Anpassung während der Entwicklung | Herausforderungen bei der Budgetierung |
Erhöhte Produktqualität | Weniger Vorhersehbarkeit |
Kontinuierliche Tests und Feedback | Ergebnisse und Endprodukte können sich ändern |
Frühzeitige Fehlererkennung | Schwierigkeiten für Stakeholder, sich anzupassen |
Kundenzufriedenheit | Erfordert Reife und Disziplin des Teams |
Engere Kundenkollaboration | Selbstorganisierte Teams benötigen Disziplin |
Frühere und häufigere Produktfunktionen | Nicht jedes Teammitglied ist geeignet |
Höhere Teammoral | Abhängigkeit von Kundenbeteiligung |
Mehr Autonomie und Verantwortung | Erfordert hohes Engagement des Kunden |
Nutzung individueller Stärken | Risiko von Missverständnissen |
Effizienzsteigerung | Potenzielle Überlastung des Teams |
Fokussierung auf wertbringende Aktivitäten | Kontinuierliche Lieferanforderungen können stressen |
Schnellere Markteinführung | Schwierigkeiten bei der Work-Life-Balance |
Verbessertes Risikomanagement | Herausforderungen bei der Skalierung |
Frühzeitige Risikoerkennung | Schwierige Implementierung in großen Organisationen |
Flexibilität im Umgang mit Herausforderungen | Komplexere Koordination und Kommunikation |
Vom KMU bis zum Konzern: Wie können agile Methoden mein Unternehmen voranbringen?
Vorteile für Großunternehmen
Viele Köche verderben den Brei? Die linke Hand (Büroseite) weiß nicht, was die rechte tut? Große Unternehmen sind nicht selten in Strukturen organisiert, die ein zügiges Vorankommen – auch in zeitkritischen Projekten – zur Herausforderung macht. Agiles Arbeiten unterstützt die Projektumsetzung mit Flexibilität, Transparenz und Optimierung der Ressourcennutzung, um zielgerichtet zu einem optimierten Ergebnis zu kommen und das Risikomanagement jederzeit gut im Griff zu haben. In Zeiten des Fachkräftemangels ist “agiles Arbeiten” in der Stellenbeschreibung zudem ein Garant für die Aufmerksamkeit von Fachkräften, High Potentials und Auszubildenden.
Vorteile für KMUs
Die Antwort auf die Frage, was agiles Arbeiten einem mittelständischen Betrieb bringen soll, lautet schlicht und ergreifend: Viel.
Höhere Produkt- und Servicequalität, engere Kundenbeziehungen, effizientere Nutzung von Ressourcen und die eigene Attraktivität als Arbeitgeberunternehmen sind nur einige Schlagworte, die hier angeführt werden können. Ob Konzern, KMU oder Startup: Agilität und vorwärtsgerichtetes Denken sind Optionen, die einen näheren Blick lohnen!
Fazit
Wären klassisches Projektmanagement und agile Arbeitsmethoden ein Tanz, so wäre das Projektmanagement vielleicht ein Walzer – elegant, strukturiert und mit festen Schritten, die eine klare Richtung vorgeben. Das agile Arbeiten hingegen ließe sich eher mit einem Salsa vergleichen – lebendig, flexibel und mit viel Raum für Improvisation und Anpassung an den Rhythmus der Musik.